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Point of no return |
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POINT OF NO RETURN
Alles Neue beginnt unmerklich. Jede Veränderung, ob nun Zerstörung oder
Aufbau, hat ihren Anfang im Stillen. Hierin gleicht sich Inneres wie
Äußeres. Nicht Ausbrüche, Explosionen oder dergleichen gewaltsame
Zeichen mehr bestimmen den Punkt, an dem etwas beginnt, sondern meist
mikroskopisch kleine Bewegungen, scheinbar unsichtbar. Was uns als
plötzlich erscheint, Sinneswandel, bestürzende Gefühle wie auch
Ausbrüche von Aggression, haben ein Vorher, das weit zurückgreift,
weiter als wir manchmal unsere Erinnerung reichen lassen. Erst der
tiefe Riß, die Aufwallung hebt ans Licht, was sich doch schon längst an
Veränderung vollzog. Begleitet wird dies von Erstaunen, meist sogar
Erschrecken, Schmerz. Sie kommen weniger von der Erkenntnis des
Unabänderlichen, die sich jetzt einstellen mag, sondern vielmehr von
der nun aufleuchtenden Gewißheit: Blind war der Spiegel, in dem wir uns
betrachteten, jeder Sinn eingeschläfert. Schon lange bevor sich die
Wahrnehmung weckend Inneres in Äußeres oder umgekehrt wandelte; schon
lange bevor die Haut, die dem Bisherigen Form gab, zerriß, war dem, das
da geschah, kein Einhalt mehr zu bieten. So kommt die Grenze, von der
ab es ein Zurück nicht mehr gibt, schnell. Zu schnell. Kaum
überschritten, ist das Anderswerden beschlossen. Nicht selten meinen
wir noch, das Geschehende sei unserem Willen unterworfen, da ist ein
Innehalten schon nicht mehr möglich. Über den POINT OF NO RETURN leben
wir noch stets hinweg. Wir denken uns sehend, doch es bleibt ein
Übersehen. Da ist es nicht einfach, die Sinne zu schärfen. Vor dem
Umschlag ins Nicht-mehr-zu-Ändernde ist kein Schrei zu hören und kein
Faustschlag zu spüren. Vielleicht ein anders gesprochenes Wort, ein
umgeworfener Stuhl, vielleicht die unruhigen Falten im Laken. Nur: wer
kann sie wahrnehmen?
Madeleine Heublein
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